<philtag n="9"/>


Bericht von Lena Roder, Studentin der Digital Humanities

Zum neunten Workshop der Reihe <philtag/> trafen sich in der Universität Würzburg ungefähr 35 Teilnehmer, um sich höchst interessante Referate anzuhören. In dem Zeitraum des 23. und 24. September konnte man an mehreren Vorträge zur Erarbeitung neuer oder weiterentwickelten digitaler Editionen, welche auf Geisteswissenschaften angewendet werden sollen, teilnehmen und zuhören.

Begonnen wurde dieser Workshop am 23. September mit dem Vortrag „Under the Hood: A First Glimpse at TextGrid 1.0“ von Wolfgang Pempe (SUB Göttingen / TextGrid). Thema war die Beschreibung des Projektfortschritts und des derzeitigen Stands. Die Teilnehmer bekommen einen Einblick in die zukünftige, produktionsreife und stabile Version von TextGrid. Angesprochene Themen waren Nachhaltigkeit, Kooperationen und die Roadmap zur Version 1.0. Der folgende Referent war

Flemming Schock (TU Darmstadt, Institut für Sprach- und Literaturwissenschaft). Er ist Mitarbeiter des DFG-Projekts „Theatrum-Literatur der Frühen Neuzeit - Welt und Wissenschaft auf der Bühne“ und stellte dieses in einem informativen und inhaltsreichen Bericht vor. Das Ziel dieses Projektes ist die Digitalisierung und Analyse der so genannten Theatrum-Literatur der frühen Neuzeit. Zudem möchte man dadurch die Zugangsbedingungen dieses Forschungsraumes eröffnen, indem die Erschließung der theatralen Textkultur mit Quellen und Forschungsergebnissen einbezogen werden.

Das Projekt, eine digitale Edition der Briefe des Libanius von Antiochia zu erstellen, wurde von Jorit Wintjes (Universität Würzburg, Alte Geschichte) vorgestellt. Er charakterisiert das Briefkorpus als wichtigste prosopographische Einzelquelle der Spätantike. In eigener Hand möchte er die 1.600 Briefe des bedeutendsten griechischen Redner in eine digitale Form bringen und dort in unterschiedlichen Übersetzungen anbieten.

Stephan Moser (Universität Würzburg) gab uns einen kleinen Einblick über die Anwendung von XSTEP mit dem Vortrag „XSTEP - eine XML-Syntax für wissenschaftliche Textdaten-Verarbeitung“: die Umsetzung der einzelnen TUSTEP-Parameterarten in einzelnen Schema-Modulen. Zur Zeit seien in etwa 50 Parameter ausprogrammiert, in der Produktion eingesetzt und viel versprechend getestet.

Am 24. September führte Hans-Günter Schmidt (Universität Würzburg, Leiter der Abteilung Handschriften und Alte Drucke) mit dem Projekt „Libri Sancti Kyliani digital“ die Vortragsreihe fort. Die historischen Schriften der Würzburger Dombibliothek haben einen hohen kulturellen und forschungsbezogenen Wert. Die Sammlung „Libri Sancti Kyliani“, das Symbol für die Christianisierung, ist der Dombibliothek erhalten geblieben und soll nun in der Universitätsbibliothek digitalisiert und erschlossen werden.

Die nächste Referentin war Birgit Sick. Sie stellte uns die Jean-Paul-Edition vor, an welcher in der Würzburger Universität am Institut für deutsche Philologie unter der Leitung von Helmut Pfotenhauer gearbeitet wird. Die zusammengefasst sieben Editionsprojekte sollen nachträglich in XML umgesetzt werden. Eine aktuelle, genetisch orientierte, historisch-kritische Editionen ist gegenwärtig der Pilotband „Hesperus“.

Alexander Czmiel (Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaft) präsentiert den Teilnehmern das Projekt „Telota“ (The electronic life of the academy). Gegenstand dieses Projektes ist es, eine Vielzahl geisteswissenschaftlicher Wissensbestände über das Internet der Fachöffentlichkeit und einem gefächertem Publikum zugänglich zu machen. Telota-LAB ist derzeit das aktuelle Telota-Projekt und enthält drei Themenbereiche: eine übergreifende Personendatenbank der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaft, verschiedene Aspekte von Digitalen Editionen und ein lexikographischer Arbeitsplatz für Wörterbuchvorhaben der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaft.

Am Ende der Vortragsreihe stellt Fotis Jannidis (Universität Würzburg) das Faust-Projekt vor. Ziel der Faust-Edition ist die Erarbeitung einer historisch-kritischen Edition, über eines der wichtigsten Werke der deutschen Literatur. Der Einblick in die „Werkstatt“ eines bedeutenden Dichters der Geschichte soll mit einem innovativen genetischen Apparat geschaffen werden. Jannidis skizziert am Beispiel der Faust-Edition in vier Sichten die Textarbeit: Dokumentsicht, Textsicht, genetische Darstellung und Metadaten.

Von: Lena Roder

16.10.2010, 10:02 Uhr